Adios Uvita
Seit fünf Uhr früh kann ich nicht mehr schlafen. Die Wassermassen die gestern Abend vom Himmel fielen, sind im Laufe der Nacht irgendwann versiegt und schon bald wird die Sonne über Uvita aufgehen. Meine ersten Gedanken drehen sich um die Erlebnisse des gestrigen Tages, um die Wale, den Traumstrand und die nervenaufreibende Flussquerung. Schon wieder haben wir die Kräfte der Natur in diesem Land unterschätz und immer hat es mit Wasser zu tun. Am ersten Reisetag waren es die Unmengen an Regen, die in kürzester Zeit die Straße unpassierbar machten und gestern die Auswirkungen der Gezeiten, die uns vom Weg zum Ausgang aus dem Nationalpark Marino Ballena abschnitten. Und was kommt als nächstes? Immerhin wollen wir in den folgenden Tagen das abgelegenste und unberührteste Schutzgebiet Costa Ricas einen Besuch abstatten – dem Corcovado Nationalpark. Und für heute haben wir uns die Anreise vorgenommen.
Das System der Zugänge zu diesem Nationalpark mit den fünf Rangerstationen in den unterschiedlichen Bereichen der Halbinsel Osa ist nicht so leicht zu durchschauen. Es hat mich einiges an Recherchearbeit gekostet, mir einen Überblick darüber zu verschaffen. Alle Fakten habe ich in den Reise Infos von Costa Rica für dich zusammen getragen und zusätzlich mit einer Karte veranschaulicht. Damit du schneller als ich verstehst, von wo aus du welchen Sektor am einfachsten erreichen kannst, wie du am besten dorthin gelangst und was es dort für dich zu entdecken gibt.
Schutzgebiete in Costa Rica
Abgelegen, wild und unberührt. Der größte Nationalpark Costa Ricas ist DER Naturschatz des Landes. Er beheimatet 2,5 % aller weltweit bekannten Arten und selbst vom Aussterben bedrohte Tierarten finden hier ein Zuhause. Lass dich von dieser grünen Oase verzaubern und hol dir hier alle wichtigen Informationen für deinen Besuch.
Wir haben uns schon vorab für den Ausgangspunkt Drake Bay entschieden und jetzt gilt es noch zu klären, wie wir unsere Anreise gestalten. In der Morgendämmerung diskutieren Harry und ich die zwei verschiedenen Möglichkeiten. Entweder wir fahren mit dem Mietwagen bis zum kleinen Ort Sierpe und nehmen dann ein Boot, das uns durch die Mangrovensümpfe in die Bahía Drake bringt. Oder wir fahren auf unwegsamen Schotterpisten direkt zur Bucht. In der Regenzeit wird davon aber meist abgeraten, da die Straßenverhältnisse und Wasserstände der Flüsse schwer abzuschätzen sind. Bei unserem Gespräch merke ich sofort, dass Harry mit der herausfordernden Autofahrt liebäugelt und so frage ich per WhatsApp bei der Unterkunft in Agujitas in Drake Bay nach, die wir gestern Abend gebucht haben. Der Besitzer der Sunset Lodge antwortet prompt und nachdem wir einige Fragen zum Auto geklärt haben, ist es entschieden: Wir fahren mit dem Mietwagen zur Drake Bay!
Zuvor gilt es aber noch ein paar Dinge zu erledigen, denn in Drake Bay gibt es weder eine Tankstelle noch eine Bank und im Ort werden Kreditkarten größtenteils nicht akzeptiert. Nachdem wir also unserer derzeitigen Unterkunft der Ballena Oasis Lodge den Rücken zukehren und uns in unserem Lieblingslokal dem Que Tuanis Café gedanklich von Uvita verabschieden, tanken wir den Mietwagen nochmal bis oben hin voll und decken uns mit genügend Bargeld für die nächsten Tage ein. Und dann kann es auch schon los gehen.
Auf geht's nach Drake Bay
Die ersten 75 Kilometer von Uvita bis nach Chacarita sind schnell zurückgelegt. Obwohl wir die Bilder der endlos erscheinenden Palmöl-Plantagen bereits kennen, erschreckt es mich auch heute wieder. Der ursprüngliche artenreiche Regenwald musste entlang der zentralen und südlichen Pazifikküste in vielen Bereichen den Monokulturen der United Fruit Company weichen und prägen nun das Landschaftsbild. Eine Ölpalme reiht sich an die andere und das immer wieder über viele Kilometer links und recht der Hauptstraße entlang. Dies ändert sich schlagartig, als wir in Chacarita auf die Ruta 245 in Richtung Osa-Halbinsel abzweigen. Hier an der Kreuzung befindet sich die letzte Tankmöglichkeit, wenn du dich auf den Weg nach Drake Bay begibst. Also spätestens hier solltest du deinen Wagen nochmal volltanken.
Die breite, gut asphaltierte Straße schlängelt sich durch den Regenwald und an manchen Stellen erhaschen wir auch einen Blick auf die Bucht Golfo Dulce. Etwa eine Stunde später erreichen wir dann die Abzweigung nach Drake. Diese befindet sich rechter Hand vor der Brücke über den Río Rincon. Ein Straßenschild sagt uns, dass es noch 30 Kilometer bis zu unserem Ziel sind. Klingt ja nicht mehr so weit!
Aber schon auf den ersten Kilometern erkennen wir, dass es noch eine lange Fahrt werden wird. Einerseits zwingen uns die Schlaglöcher und Spurrinnen der Schotterpiste teilweise im Schritttempo zu fahren und andererseits müssen wir immer wieder anhalten und die beeindruckende Naturlandschaft bestaunen.
Auf unserem Weg quer durch den Regenwald überqueren wir einige kleine Bäche, die aber keine Hindernisse darstellen, da bis jetzt überall Brücken vorhanden sind. Auch treffen wir einen Arbeitertrupp, der entlang der Piste Mäharbeiten durchführt, mit Macheten und Motorsensen als einzige Hilfsmitteln. Die Schotterstraße ist nicht all zu breit, aber es gibt immer Ausweichmöglichkeiten, um die wenigen entgegenkommenden Fahrzeuge in ihrer deutlich rasanteren Fahrt nicht zu behindern. Ich komme mir in unserem SUV richtig mickrig vor, wenn diese hohen Geländewägen mit ihren riesigen Reifen an uns vorbeifahren. Viel häufiger sind aber kleine Mopeds unterwegs, die über die Schlaglöcher zu fliegen scheinen. Mir fallen fast die Augen aus dem Kopf, als wir eine Frau mit einem Kleinkind auf dem Arm über die Schotterpiste an uns vorbei flitzen sehen. Mit einer Hand hält sie das Baby an die Brust gedrückt und mit der anderen Hand lenkt sie das Motorrad durch das Schlagloch-Labyrinth steil bergauf. Unglaublich! 😯
In der Nähe der kleinen Siedlung Rancho Quemado entdecken wir ein Pärchen Roter Aras in einem riesigen Baum und beobachten sie, bis dunkle Wolken den Himmel verfinstern. Langsam setzten wir unsere Fahrt fort und bald landen auch schon die ersten Tropfen auf der Frontscheibe. Der Regenguss fällt wie üblich in diesem Land recht heftig aus und die Scheibenwischer haben allerhand zu tun. Aber schon eine Viertelstunde später ist das Unwetter vorbei, die Sonne kommt wieder zum Vorschein und die Dunstschwaden steigen in den Himmel. Ein paar Kilometer weiter ist die Fahrbahn dann wieder völlig trocken und wir sind komplett alleine inmitten der Wildnis. Von Zeit zu Zeit sehen wir Schilder, die uns darauf hinweisen, dass wir unseren Blick auch mal nach oben richten sollen. Hier sind Seilbrücken über die Straße gespannt worden, die der Tierwelt helfen sollen, die Lücke zu überqueren, die sich durch das Anlegen der Straße gebildet hat. Diese Überbrückungen werden angeblich von Affen und Faultieren benutzt, um von einer Seite auf die andere zu gelangen, wir entdecken aber leider keine.
Irgendwann bitte ich Harry dann, mich aussteigen zu lassen, um ein Stück zu Fuß durch den Dschungel spazieren zu können. Sobald er mit dem Auto hinter der nächsten Kurve verschwunden ist, hüllt mich die Geräuschkulisse des Waldes voll und ganz ein. Nicht zu fassen, wie hoch die Bäume sind und wie abgeschieden man sich hier fühlt. Ich kann kaum glauben, dass wir noch zu einer richtigen Ortschaft gelangen sollen. Wieder im klimatisierten Auto bemerke ich erst, wie hoch die Luftfeuchtigkeit draußen eigentlich war.
Im Reiseführer habe ich gelesen, dass man auf dem letzten Teil des Weges nicht der ursprünglichen Straße folgen darf, sondern eine kleinere Umfahrungsstraße benutzen soll, um eine größere Flussquerung zu vermeiden. Dazu solle man zirka drei Kilometer vor dem Erreichen des Flughafens auf eine kleine Schotterpiste abbiegen. Nun hält Harry an einer Kreuzung an und wir überlegen, ob es sich dabei bereits um diese Abzweigung handeln könnte. Nach längerem Hin und Her und dem betrachten aller Schilder, entscheiden wir uns für die linke bergabführende Straße, die kleiner und deren Zustand deutlich schlechter ist. Wir kommen an einigen alleinstehenden Häusern vorbei und erreichen tatsächlich die Brücke über den Río Drake, die erst seit 2019 existiert. Richtige Entscheidung! 😀
Der folgende Straßenabschnitt ist dann nochmals eine richtige Herausforderung für Harry’s Fahrkünste und meine Nerven. Steil bergauf und bergab ist der schlammig rutschige Weg nur mit Hilfe des Allradantriebs zu bewältigen. Vielen tiefe Rinnen und große Steine übersäen die schmale Fahrbahn und wir kommen nur mehr im Schritttempo voran. Nun wird mir auch klar, warum der Besitzer unserer Unterkunft nach der Höhe unseres Mietwagens gefragt hat. Die Bodenfreiheit ist hier essentiell und selbst mit unserem SUV streifen wir einmal leicht den Untergrund. Gut dass dabei kein Schaden entstanden ist. So richtig entspannen kann ich mich dann aber erst wieder, als die Küste und das Meer in Sicht kommen und wir nach insgesamt zwei Stunden Fahrzeit im kleinen Ort Agujitas de Drake vor dem Willkommens-Schild der Sunset Lodge anhalten. 😮💨
Diese Regionen habe ich in
COSTA RICA bereist:
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Ich bin Iris, Gründerin von Travel to Find. Hier dreht sich alles um das Unterwegs-Sein. Um Reisen voller unvergesslicher Momente, die man nicht suchen muss, sondern einfach findet. Und um das Leben selbst, das uns zustößt, während wir uns etwas völlig anderes vorgenommen haben.
Einfach paradiesisch
Unsere Unterkunft liegt etwas außerhalb der Ortschaft den Hügel hinauf. Die extrem steile Zufahrtsstraße scheint mir mit unserem Wagen nicht befahrbar zu sein. Und obwohl Harry anderer Meinung ist, kann ich ihn davon überzeugen, vorerst mal mit mir die 100 Stufen nach oben zu Fuß zu gehen. An der „Freiluft-Rezeption“ erfahren wir, dass wir unser Auto sehr wohl hier oben parken können und ich sehe Harry’s Augen aufleuchten, bei der Vorstellung, den Allrad erneut auf die Probe zu stellen. Aber ohne mich! Auch buchen wir beim Unterkunftsbesitzer gleich eine Regenwald-Tour im Corcovado Nationalpark für den morgigen Tag. Eine Stunde Anfahrt mit Boot zum Sektor La Sirena, dann eine mehrstündige Dschungelwanderung mit Guide in einer kleinen Gruppe, Rückfahrt wieder mit Boot und dann noch Mittagessen hier in Drake Bay. Das klingt doch aufregend! Jetzt leuchten meine Augen auch! 😉
Und das Leuchten will gar nicht mehr vergehen, denn als ich unseren Unterkunft erblicke, fühle ich mich wie der glücklichste Mensch auf Erden. Ein kleiner Holzbungalow eingebettet in eine blühende, grüne Oase, mit einer gemütlichen Veranda und einem sagenhaften Ausblick auf die umliegende Bucht und das Meer. Unbeschreiblich schön! Sofort fühle ich mich pudelwohl und es dauert nicht lange, bis ich es mir auf den massiven Holzstühlen gemütlich mache und mein Fernglas heraushole. Innerhalb kürzester Zeit fliegen einfach mal so mehrere Rote Aras und Tukane an uns vorbei. Das scheint hier etwas ganz Alltägliches zu sein. Aber ich kann mein Glück kaum fassen und platze fast vor Freude! 🤩🤩🤩
Der Nachmittag neigt sich leider viel zu schnell dem Ende zu. Bevor die Sonne untergeht, wollen wir unbedingt noch hinunter ans Meer und eine Runde schwimmen. Also nichts wie rein in die Badesachen und schon steigen wir die 100 Stufen wieder hinab und suchen uns einen Zugang zum Strand. Das Wasser liegt ruhig in der Bucht und ich kann kaum glauben, dass der Ozean hier derart warm ist. Erst nachdem die Haut an meinen Fingern runzelig geworden ist, bin ich bereit an den Strand zurückzukehren und mit Harry den Sonnenuntergang zu genießen. Wir spazieren den schmalen Sandstreifen entlang und schon wieder haben wir ein Paradies für uns alleine.
Nach dem Sonnenuntergang wird es sehr rasch dunkel und wir suchen uns in der kleinen Ortschaft ein gemütliches Restaurant, um bei Casado und Cocktail die abendliche Stimmung in uns aufsaugen zu können. Dabei beschließen wir, unseren Aufenthalt in Drake Bay wenn möglich um ein bis zwei Tage zu verlängern. Unsere Unterkunft und die Umgebung sind einfach viel zu schön, als dass wir gleich nach der Corcovado-Tour wieder abreisen wollen. Auf einen Tag zum Relaxen in dieser Abgeschiedenheit wollen wir keinesfalls verzichten. In dem Wissen, dass wir morgen sehr früh aufstehen müssen, zücken wir nach dem Essen alsbald unsere Stirnlampen und suchen im Stockdunkeln den Weg zurück zu unserem Bungalow.
Fazit zur Anreise mit dem Auto
Rückblickend kann ich sagen, für uns war die Anfahrt zur Drake Bay tatsächlich ein kleines Abenteuer. Wenn du überlegst, auch mit deinem Mietwagen anzureisen, und nicht unbedingt ein erfahrender Offroad Fahrer mit einem dementsprechenden Auto bist, kann ich dir nur wärmstens ans Herz legen, dich bei deiner Unterkunft vor Ort über die aktuellen Straßenverhältnisse zu erkundigen und die Empfehlungen auch zu beherzigen. Egal ob Trocken- oder Regenzeit, ist es gut zu wissen, worauf man sich bei dieser Fahrt einlässt. Grundsätzlich sind es zwar nur 30 Kilometer Schotterpiste, wer aber schnell am Ziel ankommen möchte, der sollte zu einer anderen Anreisevariante tendieren. Wenn du aber genug Zeit dafür einplanen kannst, viel von der Landschaft sehen möchtest und auf ein wenig Nervenkitzel stehst, dann wird dir der Landweg sicherlich Spaß machen.
So wie wir die Strecke erlebt haben, würde wir sie ohne Allrad-Fahrzeug nicht empfehlen und vor allem die Bodenfreiheit deines Wagens ist von großer Bedeutung. Nur damit du mit den dortigen Dimensionen vertraut wirst – unser Suzuki Vitara war eines der niedrigsten Autos in ganz Drake Bay und der SUV kam bei der Tiefe so mancher Schlaglöcher und Spurrinnen nahezu an seine Grenzen.
Wenn du die selbe Strecke wie wir wählst, brauchst du dir bezüglich Flussquerungen keine Gedanken machen. Bei den größeren Bächen sind mittlerweile überall gut befahrbare Brücken vorhanden. Im schlimmsten Fall kann bei Starkregen ein Teil der Fahrbahn selbst zu einem Bach werden, aber das haben wir anderenorts auf einer asphaltierten Straße auch schon erlebt.
Lass dich keinesfalls von der etwas komplizierten Anreise abschrecken. Bei unserer Urlaubsplanung war Drake Bay nämlich genau deswegen kein absolutes „must see“, sondern eher ein „vielleicht, wenn es gerade passt“. Jetzt im Nachhinein kann ich dir sagen, dass es unbedingt zu einem Costa Rica Urlaub dazu gehört. Wir schätzen uns glücklich, diesen wunderbaren Fleck Erde angesteuert zu haben. Für mich war es einer der schönsten Orte unserer gesamten Reise. Weit abseits des normalen Trubels, die traumhafte Natur genießen und einfach mal zur Ruhe kommen. Das ist es, was mir von Drake Bay in Erinnerung bleiben wird.
Und so geht es weiter
Eine kleines Boot bringt uns mitten in den riesigen Corcovado Nationalpark. Unberührter Regenwald so weit das Auge reicht und ein Artenreichtum, der seines Gleichen sucht. Eine Dschungeltour der Superlative, mit vielen unglaublichen Tiersichtungen, selbst noch auf der Rückfahrt.