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Nationalmonument Guayabo

Was bisher geschah

Ein wildes, abgelegenes Dschungelparadies in dem es von Tieren nur so wimmelt und ein springender Buckelwal vor der Küste. Unsere Reise in den Corcovado Nationalpark ist ein absolut unglaubliches Abenteuer und überflutet uns mit unvergesslichen Erlebnissen.

Über den Berg des Todes

Gestern Vormittag haben Harry und ich unserem Bungalow mit der traumhaften Aussicht auf Drake Bay schweren Herzens den Rücken zugekehrt. Da wir die Straßenverhältnisse von der Anreise bereits kannten, planten wir für die Rückfahrt auf der 30 Kilometer langen, holprigen Schotterpiste durch den Regenwald genügend Zeit ein. Eineinhalb Stunden später sind wir zurück in der Zivilisation und auf der asphaltierten Straße. Glücklich darüber, dass das Unternehmen Darke Bay so gut geklappt hat und die Rückfahrt völlig komplikationslos verlaufen ist, legen wir gleich noch einen Zwischenstopp an der netten kleinen Soda Marisqueria Vista Mar ein. Während wir den Blick auf die Bucht Golfo Dulce genießen und uns ein super leckeres 2. Frühstück genehmigen, lassen wir die vielen wundervollen Erlebnisse der letzten Tage nachwirken. Gestärkt konnte nun das nächste Abenteuer beginnen. 

Nun hieß es also – ab ins Landesinnere. Um auf die Karibikseite Costa Ricas zu gelangen, kann man vom Süden ausgehend zwar entlang der Küste wieder nach San José zurückfahren und von dort dann nach Puerto Limón queren. Wir wollten aber die zentrale Gebirgskette des Landes überqueren und zwar auf der Carretera Interamericana (Ruta 2). Diese Straße gehört nämlich zu dem berühmten Pan-American Highway, der sich über die gesamte Nord-Süd-Ausdehnung des amerikanischen Doppel-Kontinents erstreckt und so von Alaska bis nach Feuerland führt. Und genau mitten in Costa Rica liegt der höchste Punkt dieses 48.000 Kilometer langen Straßennetzes. Das wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen und so stand unser nächstes Ziel fest, der Cerro de la Muerte

Den Pass über den sogenannten Berg des Todes auf 3.419 Meter Seehöhe zu erreichen, war ein sehr zeitaufwendiges Unterfangen. Die kurvenreiche Straße durch die zerklüftete Bergdschungelregion ist zwar gut ausgebaut und es gibt keine extremen Steigungen oder super enge Serpentinen, dennoch gilt sie auch heute noch als eine der gefährlichsten Strecken des Landes. Dies liegt wohl an dem oft sehr dichten Nebel und den vielen überladenen Trucks, die so manchen Autofahrer zu riskanten Überholmanövern verleiten. Davon haben auch wir einige hautnah miterlebt, als wir uns in einer Kolone im Schritttempo die Bergstraße hinauf bewegten. Noch hinzu kam, dass aufgrund eines Hangrutsches auf einem Teilstück nur eine Fahrspur frei war und der Verkehr immer wieder lange 15 Minuten vollständig angehalten wurde. Das zerrte an vielen Nerven und die Schutzengel hatten wirklich viel zu tun. 😯 

So kamen wir schlussendlich erst kurz vor Sonnenuntergang oben am Pass Cerro de la Muerte an. In der Früh noch am Meer und am Abend des selben Tages das allererste Mal in meinem Leben auf über 3.000 Meter Seehöhe. Und das mit Flip Flops an den Füßen, unglaublich. Diese Tatsache (und natürlich auch der Höhenunterschied 😉) machten mich ganz schwummrig im Kopf. Nichts desto Trotz konnten wir die Aussicht und die Abendstimmung am nahegelegenen Gipfel des Cerro La Asuncion auf 3.396 Meter in vollen Zügen genießen und kehrten erst bei Dunkelheit wieder zum Auto zurück. 

Ausführungen über die nachfolgende Suche nach einer Unterkunft und die schlaflose Nacht in einem feucht-muffeligen Bungalow zusammen mit einer Unzahl an großen und kleinen Spinnen, erspare ich dir an dieser Stelle. Bei manchen Erlebnissen ist es einfach besser, wenn sie in Vergessenheit geraten…

Zur Abwechslung mal etwas Kultur

So früh wie heute waren wir in diesem Urlaub noch nie auf den Beinen. Wir können es gar nicht mehr erwarten, die Unterkunft hinter uns zu lassen. So packen wir noch im Dunklen unsere sieben Sachen und machen uns auf den Weg in Richtung Karibikküste. Fünf Stunden soll laut Navigationsapp die Fahrt bis in den 235 Kilometer entfernten Ort Cahuita dauern. Wir beschließen aber, einen Zwischenstopp einzulegen und zwar am bedeutensten Kulturdenkmal Costa Ricas, dem Nationalmonument Guayabo. Wir folgen also weiter dem Highway 2 bis nach Catargo und genießen die wunderbaren Ausblicke auf die Landschaft. Das Highlight dabei ist, dass wir unseren allerersten Vulkankrater erblicken, aus dem auch noch kleine Rauchwolken in den Himmel steigen. Wie genial ist das denn?! Es scheint nur niemanden außer Harry und mich zu begeistern. Für die Ticos ein alltäglicher Anblick, für uns etwa ganz Spektakuläres.

Kurz nach Cartago verlassen wir die Hauptstraße und schlängeln uns auf sehr kleinen Straßen an den Hängen des Vulkans Turrialba entlang. Ein schnelles Vorankommen ist hier nicht möglich, denn Asphalt wechselt sich mit holprigen Schotterpisten ab und teilweise fehlen einfach Bereiche der Fahrbahn, die abgerutscht sind. Bodenwellen und hohe Stufen sind keine Seltenheit und erfordern Harry’s völlige Aufmerksamkeit. Ich hingegen navigiere ihn entspannt durch kleine Siedlungen und kann zwischenzeitlich die wunderschöne Aussicht genießen. So fahren wir gemütlich durchs Land und erreichen erst gegen Mittag unser Ziel. 

Kulturell hat Costa Rica nicht all zu viel zu bieten und die wenigen Sehenswürdigkeiten, die es gibt, scheinen für den Tourismus nicht sonderlich attraktiv zu sein. Das fällt auch hier beim Nationalmonument Guayabo sofort auf, denn einen richtigen Parkplatz suchen wir vergeblich. Das Auto wird entlang der Straße abgestellt und man gibt dem Parkwächter ein Trinkgeld für seine Dienste. Auf der Straßenseite gegenüber dem Haupteingang finden wir die Toiletten und ein Modell, dass die präkolumbische Siedlung darstellt. Und dann geht es auch schon los. Laut dem Parkranger sind wir zur Zeit die einzigen Besucher und haben die ganze Kulturstätte ganz für uns alleine.   

Der Weg führt in den dicht bewachsenen Regenwald hinein und auf diversen Infotafeln lesen wir über die umfangreichen Ausgrabungsarbeiten an dieser archäologischen Stätte. Schon nach wenigen Minuten erreichen wir einen Monolithen, der einerseits einen Jaguar und andererseits eine Echse zeigt. Dieser deutet darauf hin, dass hier vor etwa 1.000 Jahren ein Cabécar-Stamm lebte, eine indigene Gruppe, die auch heute noch in Costa Rica zu finden ist und sich im Talmanica Gebirge angesiedelt hat.  

Danach verschluckt uns der Dschungel vollends und die Geräuschkulisse des Waldes begleitet uns auf Schritt und Tritt. Natürlich verfalle ich sofort wieder in eine Art Such- und Beobachtungsmodus. Und siehe da, ich entdecke tatsächlich ein Faultier, das seinem Namen alle Ehre macht. Es hängt entspannt hoch oben in einem Baum herum, während wir hier unten mit gezückten Kameras darauf warten, dass es sich bewegt. Der feste Vorsatz, erst wieder weiter zu gehen, wenn ich ein Lebenszeichen von dem Faultier beobachten kann, löst sich rasch in Luft auf, als die Mosquitos über mich herfallen. Während wir uns langsam den Pfad entlang bewegen, sind die Plagegeister nicht zu bemerken, aber kaum bleiben wir kurz stehen, gibt es kein halten mehr und sie stürzen sich hordenweise auf uns. So extrem habe ich das bis jetzt in Costa Rica noch nirgendwo erlebt. Da muss mal wieder der ungeliebte Mückenspray her, der uns die Biester vom Leib hält. Immerhin möchte ich die Wanderung durch diesen wunderschönen Urwald genießen können.

Der Weg führt uns hinauf zum Cerro Cacique, auf den einst die Häuptlinge und Schamanen zum Meditieren stiegen. Heute ist es auch uns erlaubt, den Hügel zu besuchen. Wir blicken von hier oben wie durch ein Fenster im Dschungel auf den Teil der ehemaligen Siedlung hinab, der freigelegt wurde, wohl wissend, dass der Großteil noch unter der dichten Vegetation des Regenwaldes begraben liegt. 

Die tatsächlichen Dimensionen werden mir aber erst bewusst, als wir nach unten steigen und dem Pfad mitten durch die beeindruckende Ausgrabungsstätte folgen. Zwölf kreisförmige Montículos (Steinhügel) bilden die Fundamente der ehemaligen Häuser und haben einen Durchmesser von zirka 30 Meter. Die Gebäude selbst wurden aus Naturmaterialien wie Palmblätter und Lianen gebaut. Sie erreichten eine Höhe von ebenfalls 30 Metern und boten 20 bis 40 Personen Platz. Auch das Wegenetz, das  Aquädukt mit ober- und unterirdischen Zisternen und die Grabstätte lassen uns darüber staunen, wie all das vor so langer Zeit ohne großartige Hilfsmittel gebaut werden konnte.

Diese Regionen habe ich in  

COSTA RICA bereist:

Costa Rica

Alle wichtigen Infos zu den Schutzgebieten in Costa Rica findest du hier. 

Costa Rica

Du willst mehr über die Tiere in Costa Rica erfahren, dann schau mal hier vorbei.

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Ich bin Iris, Gründerin von Travel to Find. Hier dreht sich alles um das Unterwegs-Sein. Um Reisen voller unvergesslicher Momente, die man nicht suchen muss, sondern einfach findet. Und um das Leben selbst, das uns zustößt, während wir uns etwas völlig anderes vorgenommen haben. 

Faultier voll aktiv

Um zum letzten Teil der Anlage zu gelangen, tauchen wir nochmal unter das Blätterdach des umliegenden Dschungels ein. Und heute scheint mir das Glück hold zu sein, denn erneut entdecke ich ein Fellknäuel hoch oben in einem Baum. Den Zoom meines Teleobjektiv zur Gänze ausgenutzt, kann ich kaum glauben, welch ein Anblick sich mir bietet. Ein FAULTIER und ES BEWEGT SICH! Endlich kann ich einmal erkennen, wo sich bei diesem Pelzhaufen der Kopf befindet und wo Arme und Beine sind. Ich könnte vor Freude jubeln, was ich natürlich unterlasse, um das Tier nicht unnötig zu stören. Auch würde ich Harry gerne Bescheid geben, er ist aber schon ein Stück voraus gegangen und ich möchte das Faultier nicht mehr aus den Augen verlieren. Nicht weil es so schnell seinen Standort verändert, sondern vielmehr weil ich es hier inmitten der vielen Bäume wohl nicht noch einmal finden würde. So kommt Harry erst nach einigen Minuten zu mir zurück und ist sofort genauso fasziniert von dem bewegungsfreudigen Fellknäuel, wie ich. 

Es hängt an seinem Ast, schnappt sich links und rechts immer wieder mal ein Blatt und kaut genüsslich darauf herum. Dann lässt es sich kopfüber herabhängen, kratzt sich ausgiebig, lässt den Blick durch die Gegend schweifen und schaut zu uns herunter. Wir ganz alleine mit einem aktiven Faultier! Wie genial! Die Bewegungen sind nicht zeitlupenartig, aber dennoch von der gemächlichen Sorte. Damit dauert natürlich alles seine Zeit und uns fallen vom Kamera nach oben halten schon fast die Arme ab. Außerdem haben uns die ersten Mosquitos entdeckt, die auch noch Verstärkung holen. Trotz allem kann ich mich sehr lange Zeit nicht von dem Anblick losreißen. 

Aber gerade als wir weitergehen wollen, beginnt das Faultier am Ast entlang zu klettern. Gemächlich bewegt es sich zum Stamm des Baumes und klettert ein Stück nach unten. Das darf doch nicht wahr sein. Es wird doch nicht auch noch herunterkommen, um sein Geschäft zu verrichten. Ich habe nämlich gelesen, dass dies der einzige Grund ist, warum Dreifinger-Faultiere einmal in der Woche ihre Bäume verlassen und auf den Erdboden herabkommen. Ist ja sehr höflich, dass sie nicht von den Ästen kacken, aber ganz verstehe ich die Evolution hier trotzdem nicht. Am Boden sind die Faultiere durch ihre Langsamkeit und der schlechteren Tarnung nämlich leichte Beute und werden oft gefressen. Wäre es da nicht besser, die Notdurft wie die Zweifinger-Faultiere einfach oben hängend zu verrichten? Mit dieser Frage hab ich mich zu einem späteren Zeitpunkt noch beschäftigt.

Tierwelt in Costa Rica

drei finger, zweifinger

Jetzt bin ich voll und ganz damit beschäftigt, das Tier zu beobachten. Die Bewegungen sind nicht so langsam, wie ich mir das eigentlich erwartet hätte. Es platziert seine Arme und Beine einfach nur ganz bewusst, was bei der Höhe nicht verwunderlich und sicher eine gute Idee ist. Auch Harry verfolgt das Tier aufmerksam und versucht alles auf Video und Fotos festzuhalten, obwohl ihm die Stechmücken übel mitspielen. 

Bald ist uns aber klar, dass das Faultier nicht nach unten kommen wird. Es wechselt nur den Ast und macht es sich in einer Gabelung weiter oben gemütlich, bereit für einen ausgiebigen Mittagsschlaf. Das ist dann auch für uns die Zeit um aufzubrechen. Immerhin haben wir fast eine ganze Stunde lang damit verbracht, jede Bewegung des Faultiers einzufangen. Ein unglaubliches Erlebnis und wieder mal haben wir Travel to Find Momente 🤩 gesammelt, die wir nie mehr vergessen werden. 

Für bedeutende Kulturdenkmäler ist Costa Rica eindeutig nicht der richtige Ort, das können auch wir nach dem heutigen Tag mit voller Überzeugung bestätigen. Selbst in der interessantesten archäologischen Fundstätte des Landes haben die Natur und die unglaubliche Tierwelt den jahrtausende alten Kulturgütern die Show gestohlen. Trotzdem haben wir es genossen, die Spuren einer vor langer Zeit untergegangenen Stadt zu entdecken. Auf einem präkolumbischen Straßennetz durch den Regenwald zu wandeln und dabei die Baukunst der damaligen Zivilisation zu bestaunen, ist ein sehr beeindruckendes Erlebnis. Dennoch, das Faultier hat mich noch viel mehr begeistert! Aber das mag einfach daran liegen, dass ich im Grunde meines Herzens immer Biologin sein werde.  😉

Und so geht es weiter 

Was wir bei einer Kanutour durch das Labyrinth der Flussarme im Nationalpark Tortuguero alles erleben und welche unglaubliche tierische Begegnungen wir rund um das kleine, bunte Dorf sonst noch erleben, das erzähle ich dir in diesem Beitrag.