Alle Highlights aus OKZITANIEN
Mai 2022
Okzitanien ist zwar die zweitgrößte Region Frankreichs, sie ist aber den wenigsten Leuten ein Begriff. Kein Wunder. Diese Region gibt es offiziell erst seit 2016. Sie entstand durch der Zusammenschluss der bisherigen Regionen Languedoc-Roussillon und Midi-Pyrénées und über die Namensgebung wurde in einer Volksbefragung abgestimmt. Die beiden großen Metropolen der Region Toulouse und Montpellier sind hingegen vielen bekannt.
Okzitanien ist ein wichtiges touristisches Ziel in Frankreich und vereint alle Urlaubswelten in sich. Einerseits die Mittelmeerküste im Osten, andererseits die Bergwelt der Pyrenäen im Süden und natürlich die vielen interessanten Städte und schönen Dörfer. Bemerkenswert an dieser Region ist außerdem, dass 40 Prozent des Gebietes aus geschützten Naturbereichen bestehen, darunter zwei Nationalparks, sieben regionale Naturparks, 29 Naturreservate und 249 Natura 2000-Schutzgebiete.
Auch ich war eine dieser unwissenden Personen in Bezug auf diese Region. Erst als ich mich am Fuße der größten Wanderdüne mit der Weiterreise in Richtung Provence beschäftige, erkenne ich, dass wir Okzitanien nicht einfach nur durchqueren können. Kurzerhand planen wir den einen oder anderen Zwischenstopp ein und sind überrascht von der Vielfältigkeit der Landschaft. Im Folgenden habe ich für dich unsere Highlights zusammengefasst, damit du dieser Region von Beginn an etwas mehr Augenmerk schenken kannst, als ich.
Blogbeitrag
Eigentlich nur auf der Durchfahrt erleben wir in Okzitanien doch einige Überraschungen. Welche gewaltigen Bauwerke unseren Weg kreuzen und warum wir eines Abends Rot sehen, das erzähle ich dir in diesem Reisebericht.
Condom - nicht das, was du vielleicht denkst
2. Mai 2022
Eine Kleinstadt, eingebettet in Wiesen, Wälder und Weinfelder im Süden Frankreichs. Eigentlich nichts außergewöhnliches, bis auf den Namen. Die Einheimischen sind sich sehr wohl darüber im Klaren, dass Condom bei nahezu allen Besuchern ein Schmunzeln hervorruft. Auch hat es sich bewährt, die Ortsschilder fest zu verschrauben, da sie nicht nur beliebte Fotomotive zu sein scheinen. Tatsächlich leitet sich der Ortsname aber vom lateinischen Ausdruck „Condatomagus“ ab, was so viel bedeutet wie „Markt am Zusammenfluss„. Hier treffen nämlich die beiden Flüsse Gèle und Baïse aufeinander. Für Kenner der französischen Sprache, ein weiter Grund zu Lächeln, denn ‘baiser’ ist nämlich das französische Pendant zu „vögeln“. Bei all den Zweideutigkeiten ist es nicht verwunderlich, dass das Städtchen versuchte aus seinem Namen Profit zu ziehen und das weltweit erste Präservativ-Museum eröffnete. Nicht nur die Entstehungsgeschichte des Gummis wurde darin aufgearbeitet, sondern auch Themen wie sexuell übertragbare Krankheiten und die HIV-Krise in Afrika. Ein humorvoller und informativer Artikel darüber erschien 1997 sogar im Spiegel-Online. Leider konnte sich das Museum nicht etablieren und wurde wieder geschlossen. Ein weiteres Museum, welches sich mit einem weniger anstößigen Thema befasste, nämlich mit der Herstellung des berühmten Weinbrands Armagnac, für den die Region weltbekannt ist, wurde laut Google ebenfalls dauerhaft geschlossen. Condom scheint einfach nicht der richtige Ort für Museen zu sein.
Eine Sehenswürdigkeit im Ort, die Bestand hat ist die spätgotische Kathedrale Saint-Pierre mit dem eindrucksvollen Kreuzgang und der Statue von d’Artagnan und den drei Musketiere vor dem Kirchengebäude. Da Condom direkt am Via Podiensis, einem der französischen Abschnitte des Jakobswegs liegt, hat dieses Gotteshaus auch einen dementsprechenden Zulauf und kann gratis besichtigt werden.
Diese Regionen habe ich in FRANKREICH bereits bereist:
Ich bin Iris, Gründerin von Travel to Find. Hier dreht sich alles um das Unterwegs-Sein. Um Reisen voller unvergesslicher Momente, die man nicht suchen muss, sondern einfach findet. Und um das Leben selbst, das uns zustößt, während wir uns etwas völlig anderes vorgenommen haben.
Rougier de Camarès
2. Mai 2022
Der weitläufige Naturpark der Grands Causses (ein großes Kalksteinplateau in Mittel- und Südfrankreich ) erstreckt sich in Aveyron rund um die Schlucht des Flusses Tarn. Dieses wilde, abgelegene, dünn besiedelte Hochplateau besticht mit ihrer Vielfältigkeit und Schönheit und stellt ein wichtiges Rückzugsgebiet für die Tierwelt dar.
Im Südwesten des regionalen Naturparks liegen die Hügel der Rougier de Camarès. Wie in einem Farbgemälde leuchtet zwischen den saftig grünen Wiesen die Landschaft in dunklem Rot auf. Diese einzigartige Farbe entsteht durch die Oxidierung des Eisen und Kohlenstoffes in Gestein und Boden. So entsteht vor allem in der trockenen Jahreszeit ein nahezu unwirklicher Eindruck, der an eine feurige Mondlandschaft erinnert.
Wenn du in diese Gegend kommst, nimm dir etwas Zeit, um auf den zahlreichen Pfaden die einzigartige Landschaft zu bestaunen. Ein idealer Ausgangspunkt ist zum Beispiel das Château de Montaigut. Das Bauwerk sitzt als mittelalterlicher Zeitzeuge hoch oben auf einem Felsen und überblickt das gesamte Tal von Rougier.
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Wie viel Zeit einplanen?
1/2 Tag - kostenlos
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Château de Montaigut
Roquefort Keller
Überall in der Region findest du auch Lacaune-Schafe, welche die Milch für den legendären Roquefort-Käse liefern. Wenn du Näheres zu der Herstellung dieses berühmten Blauschimmelkäses wissen und die örtlichen Sandsteinhöhlen besichtigen möchtest, findest du in Roquefort-sur-Soulzon mehrere Möglichkeiten. Zum Beispiel beim größten Hersteller Roquefort Societé, der 60 Prozent der Weltproduktion liefert. Oder beim Kleineren Papillon, der nur drei Sorten erzeugt, dafür aber kostenlose 45-minütige Führungen mit Verkostung anbietet.
Brücke von Millau
3. Mai 2022
Wie einem Science-Fiction-Film entsprungen, überspannt die Viaduc de Millau in 270 Metern Höhe das tief eingeschnittene Tal des Flusses Tarn, fünf Kilometer westlich der Stadt Millau. Dieses unglaubliche Bauwerk stellt mit seinen 2.460 Metern die längste Schrägseilbrücke der Welt dar. Die Fahrbahn, welche Teil der A75 ist, wird von sieben schlanken Pylonen gestützt, welche der Brücke eine gewisse Art der Leichtigkeit verleihen. Mit einer maximalen Pfeilerhöhe von 343 Metern ist sie die größte Brücke der Welt und die höchste Brücke in Europa. Unvorstellbar, dass der höchste Pfeiler den Eiffelturm um 13 Zentimeter überragt. Somit stellt die Brücke von Millau auch noch das höchste Bauwerk in ganz Frankreich dar. Aus der Ferne betrachtet ist dieses Meisterwerk ein imposanter Anblick, aber erst auf der mautpflichtigen Überfahrt kommt die Tragweite der Ingenieurskunst völlig zur Geltung.
Ein Informationszentrum befindet sich am Nordende der Brücke, am Rastplatz Aire de Viaduc de Millau. Dieses ist sowohl von der Autobahn aus, als auch von der Landstraße zu erreichen. Hier kannst du dich kostenlos über den Bau und Betrieb der Brücke informieren und auf einer Aussichtsplattform das gewaltige Konstrukt bewundern. Eine völlig andere Perspektive auf das einmalige Bauwerk und gleichzeitig ein unvergessliches Erlebnis bietet eine Bootsfahrt am Tarn mit dem Anbieter Les Bateliers du Viaduc. Von dem Ort Creissels aus fahren sie dich mit kleinen Booten neun Kilometer flussabwärts bis zu der kleinen Ortschaft Peyer. Wenn du auf halber Strecke unter der Brücke hindurch schipperst und den Kopf in den Nacken legen musst, werden dir die riesigen Dimension noch deutlicher vor Augen geführt. Zurück zum Ausgangspunkt geht es dann mit einem Minibus.
So oder so, die Viaduc de Millau musst du in jedem Fall gesehen haben, wenn du durch Okzitanien reist.
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Wie viel Zeit einplanen?
Wir haben nur den Anblick aus der Ferne genossen, für eine Besichtigung solltest du 2-3 Stunden einrechnen. -
Mautgebühr - einfache Fahrt:
11,70 € Kfz bis 2 m Höhe
17,50 € für Kfz bis 3 m Höhe
(Stand 2022) -
Besucherzentrum mit Aussichtsplattform am Nordende
Bootsfahrt am Tarn - mehr Infos
Wasserfall Cascade de Creissels
3. Mai 2022
In der Nähe der Stadt Millau befindet sich ein versteckt liegender kleiner Wasserfall inmitten der Natur. Am Südende des Dorfes Creissels gibt es einen eigenen Parkplatz von dem aus du in etwa 15 – 20 Minuten zum Wasserfall gelangen kannst. Auch starten hier mehrere leichte Rundwanderwege, die durch die Wälder und Hügeln der Umgebung führen und sogar Ausblicke auf das beeindruckende Viaduc de Millau bieten.
Am Fuße des Wasserfalls führt ein etwas unwegsamer Weg hinauf zum oberen Ende. Von dort aus hast du einen schönen Blick auf Creissels, die Stadt Millau und die umliegenden Berge. Folgst du dem natürlich schönen Wildbach flussaufwärts, befindet sich mitten im Wald in völlig Abgeschiedenheit eine kleine alte Mühle, die Moulin du Tournal, in der selbst das Mühlrad noch erhalten ist. Die Wege sind kaum beschildert und teilweise bedarf es etwas Orientierungssinn, um all das zu finden, aber das Flair des Wasserfalls und der naturbelassene Bach sind es wert entdeckt zu werden.
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Wie viel Zeit einplanen?
2 - 3 Stunden - kostenlos
- Mühle & Aussicht auf Millau
Pont du Gard
3. Mai 2022
Dieses absolut imposante Meisterwerk römischer Baukunst befindet sich auf Höhe des Ortes Bégude de Vers-Pont-du-Gard an der Landstraße D981. Die beeindruckende Brücke entstand in der Mitte des ersten Jahrhunderts und war Teil eines 50 Kilometer langen Aquädukts, welches das Wasser von Quellen nahe Uzès nach Nîmes transportierte. Im gesamten Verlauf überbrückt der Wasserkanal einen Höhenunterschied von nur 12 Metern und noch heute staunen die Architekten über die präzisen Berechnungen der damaligen Zeit, die nötig waren, um auf dieser Strecke ein konstantes Gefälle zu erzielen.
Ein weiteres schwieriges Unterfangen war das Überwinden des tiefen Flusstales des Gardon und dabei ein Gefälle von nur 2,5 Zentimeter einzuhalten. So entstand der Pont du Gard, ein gewaltiges 3-stöckiges Bauwerk mit 52 Halbbögen und einer Höhe von 49 Meter. Die untere Etage besitzt sechs Bögen, die mittlere elf und die oberste Ebene besteht mit ihren heutigen 275 Metern schließlich aus 35 Bögen. Die ursprüngliche Gesamtlänge des Baus betrug 360 Meter und beinhaltete noch weitere 12 Bögen. Den Wasserweg im obersten Bereich kannst du im Rahmen einer 30-minütigen Führung besichtigen.
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Wie viel Zeit einplanen?
1/2 Tag -
Parkplatz incl. Eintritt 9 €
Führung 12 €
(Stand 2022) -
1000-jährige Olivenbäume
Abendstimmung - mehr Infos
Insgesamt wurden 50.000 Tonnen Kalkstein von etwa tausend Mann innerhalb von drei Jahren und mit einfachsten Mitteln, wie Meißel, Schlägel, Winkel, Wasserwaage, Schaufel und Baukränen mit Flaschenzügen verarbeitet. Auch heute noch kannst du sehen, dass in unregelmäßigen Abständen Steine aus den Wänden hervorragen. Diese dienten als Befestigung für die Baugerüste und um den Zugang zu den oberen Etagen zu erleichtern. Mörtel wurde gemäß der damaligen Baukunst nicht verwendet. Die bis zu sechs Tonnen schweren Steine werden nur durch den vorhanden Druck und die dadurch entstehenden Reibkräfte zusammengehalten. Unglaublich bei diesen Dimensionen.
Nach der Fertigstellung flossen rund 500 Jahre lang täglich 20.000 Kubikmeter Wasser durch das Aquädukt, um die Wasserversorgung der Menschen in Nîmes sicherzustellen. Durch die Vernachlässigung der Pflege wurde die Wasserleitung im 9. Jahrhundert unbrauchbar und das Bauwerk diente von da an nur noch als Brücke. Im Jahre 1747 errichtete man neben dem Aquädukt auf der Höhe der niedrigsten Bögen eine eigene Straßenbrücke, um das römische Bauwerk zu schonen. 1985 wurde der Pont du Gard zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt und ist mittlerweile für den Autoverkehr gesperrt. Gleiches gilt auch für die mittlere Ebene, die früher von Fußgängern genutzt wurde.
Heute ist das gesamte Areal um die beeindruckende Brücke eines der beliebtesten Touristenziele in ganz Südfrankreich. Auf beiden Flussseite befinden sich je ein großer gebührenpflichtiger Parkplatz und auf der linken Seite ein modernes Besucherzentrum mit Museum, Kino und Kinderabteilung. Auch kannst du hier die Freiluftausstellung „Mémoires de Garrigue“ besichtigen, welche im Eintrittspreis enthalten ist. Die Garrigue ist eine mediterrane Vegetationsform, besonders typisch in der Region Okzitanien und der Provence, die sich evolutionär den ausgedehnten Dürreperioden des heißen mediterranen Sommers angepasst hat. Auf einem 1,5 Stunden langen Spaziergang in dem 15 Hektar großen Gelände erfährst du mehr über die verschiedenen Pflanzenarten und Anbaumethoden und wie sie sich in den letzten 2.000 Jahren verändert haben. In unmittelbarer Nähe des Aquädukts befinden sich auch noch drei ganz spezielle Olivenbäume. Sie sind über 1.000 Jahre alte und haben ihre eigene Geschichte zu erzählen.
- Wenn du das römische Aquädukt auf eine ausgefallene Art erleben möchtest, dann miete dir flussaufwärts ein Kanu und paddle 2 – 5 Stunden zur Pont du Gard. Anbieter dafür gibt es zur Genüge und alle bringen dich am Ende der Tour mit eine Bus wieder zum Ausgangspunkt zurück. Berühmter und beliebter Einstiegsort ist Collias etwa acht Kilometer entfernt. Dieser ist vor allem in der Hochsaison oftmals so überlaufen, dass es zu langen Warteschlangen trotz hunderter Leihboote kommen kann. Im Ort Pont St-Nicholas herrscht deutlich weniger Trubel und man kann zunächst die Ruhe am Fluss genießen, bevor man sich dann die letzten zwei Stunden der Pilgerfahrt der Massen anschließt.
- Du musst nicht unbedingt einen der kostenpflichtigen Parkplätze nutzen. Es gibt auch andere Möglichkeiten, obwohl das Areal eher großräumig abgegrenzt ist. Du musst einfach nur etwas mehr Zeit einplanen. Ein kleiner unbefestigter Parkplatz für etwa 6 – 8 Autos befindet sich zum Beispiel südwestlich der Sehenswürdigkeit. Ich verlinke dir den genauen Standort, denn er ist nicht ganz leicht zu finden. Von hier aus spazierst du etwa 20 Minuten immer gerade aus, den Radweg entlang durch schöne Olivenhaine und kommst direkt am Aquädukt an.
- Wir haben vor allem die Abendstunden an der Pont du Gard genossen, wenn die Brücke in orangefarbenes Licht gehüllt wird und sich wunderbar im Fluss spiegelt. Es sind nur mehr wenige Besucher unterwegs und die Ruhe, die in dem Flusstal einkehrt, lässt das riesige alte Bauwerk noch majestätischer erscheinen.
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