Päpstliche Baustelle
Obwohl das imposante römische Aquädukt Pont du Gard auf vielen Tourismusseiten mit der Provence in Verbindung gebracht wird, muss ich der Vollständigkeit halber erwähnen, dass es eigentlich zur angrenzenden Region Okzitanien gehört. Hier auf dem abgelegen Parkplatz nicht weit von dieser berühmten Sehenswürdigkeit entfernt ist uns die Einteilung jedoch völlig einerlei. Wir genießen in Ruhe und Abgeschiedenheit, die Wärme der Sonnenstrahlen beim Frühstück vor unserem Campervan MoMo und wissen, dass wir in den kommenden Tagen die Provence erkunden werden. Freude stellt sich bei diesem Gedanken ein, denn die bekannte und äußerst beliebte Region wird als extrem vielseitig beschrieben und wir haben uns vorgenommen möglichst viele Facetten daraus kennenzulernen.
Keine Stunde später befinden wir uns auch schon auf einer der größten Flussinseln Europas, der Île de la Barthelasse, vor den Toren Avignons. Auf dieser etwa 700 Hektar großen Insel in der Rhône befindet sich unter anderem auch ein kostenloser Parkplatzbereich, den wir heute nutzen werden. Von hier aus können wir bereits einige der besonderen Sehenswürdigkeiten dieser Stadt erkennen. Zum einen die Brücke Pont Saint-Bénézet, die mitten im Fluss endet und andererseits die Stadtmauer und den dahinter aufragenden Papstpalast. Wir spazieren zu Fuß über die Daladier-Brücke und betreten die Altstadt durch eines der insgesamt sieben Stadttore.
Der erste Weg führt uns durch kleine Gassen direkt zu der Attraktion, die Avignon ihren Beinamen verschafft – die „Stadt der Päpste“ oder auch „das 2. Rom„. Ich spreche von dem riesigen Gebäude, das im 14. Jahrhundert neun Päpsten als Residenz diente, dem Papstpalast. Irgendwie scheinen die Uhren hier aber anders zu ticken, denn um 10 Uhr morgens ist der Platz davor noch nahezu menschenleer. Der Eindruck verstärkt sich auch auf unserem weiteren Erkundungsspaziergang. Die gesamte Stadt scheint gerade erst aus dem Schlaf zu erwachen. Die Tische der Cafés und Restaurants stehen verlassen in der Morgensonne, Geschäftsbesitzer putzen die Fenster ihrer Auslagen und viele der Souvenirstände befinden sich gerade erst im Aufbau. Die einzigen, die bereits hellwach zu sein scheinen sind die Bauarbeiter. An allen Ecken und Enden wird umgestaltet und renoviert und der Baulärm hallt durch die Gassen.
So flüchten wir in die Markthalle Les Halles in der eine völlig andere Atmosphäre herrscht. Geselliges Treiben, verführerische Düfte von Gewürzen und von frisch zubereiteten Speisen und über 40 Stände, an denen saisonale Produkte aus der Provence verkauft werden. Hier fühle ich mich von Anfang an wohl und sauge alle die Eindrücke wie ein Schwamm in mich auf. Beim Verlassen bewundere ich nochmal eingehend die natürlich grüne Außenfassade des Gebäudes. Ein vertikaler Garten, der absoluter Blickfang! So etwas habe ich noch nie zuvor gesehen und die Idee begeistert mich ungemein. Mit einem typisch französischen Baguette im Gepäck begeben wir uns nach zwei Stunden zurück auf die Flussinsel, um auf einer Parkbank den Ausblick auf die Stadt noch eine Zeitlang zu genießen, bevor es in eine völlig andere Landschaft weitergeht.
In dieser facettenreichen Region gibt es unglaublich viel zu sehen. Hier habe ich unsere Highlights für dich zusammengefasst.
Ich bin Iris, Gründerin von Travel to Find. Hier dreht sich alles um das Unterwegs-Sein. Um Reisen voller unvergesslicher Momente, die man nicht suchen muss, sondern einfach findet. Und um das Leben selbst, das uns zustößt, während wir uns etwas völlig anderes vorgenommen haben.
Schwarz - Weiß - Rosarot
Wir tun es dem Fluss Rhône gleich, an dem wir eben noch gesessen haben und machen uns auf den Weg in Richtung Meer. Avignon verschwindet im Rückspiegel. Unser nächstes Ziel, das Rhône Mündungsdelta mit seiner außergewöhnlichen Landschaft, der Camargue. Auf der einstündigen Fahrt fragen wir uns das erste Mal, wohin es eigentlich genau gehen soll in diesem 860 Quadratkilometer großem Naturpark. Nach kurzer Recherche im World Wide Web entscheide ich mich für einen Parkplatz östlich des Leuchtturms Phare de la Gacholle. Um dorthin zu gelangen, müssen wir die Camargue von Nord nach Süd mehr oder weniger vollständig durchqueren und hoffen so, möglichst viel von ihrem Flair erleben zu können. Der flache Landstrich mit seiner kargen Pflanzenwelt wirkt auf den ersten Blick langweilig und öde. Die meiste Zeit fahren wir auf Schotterpisten die von Schlaglöchern übersät sind und Harry ist damit beschäftigt, diesen auszuweichen. So wird unsere Reisegeschwindigkeit auf ganz natürliche Art verlangsamt und das ist perfekt, um den Blick über diese eigenwillige Landschaft schweifen zu lassen.
Mit ihren zahlreichen Seen (Étangs) ist die Camargue ein Paradies für Vögel. Über 356 Vogelarten sind hier beheimatet und so dauert es nicht lange, bis wir die ersten rosa Flamingos, das Markenzeichen der Camargue entdecken. Auf ihren langen Beinen staksen sie in kleinen Gruppen durchs Wasser und tauchen mit ihre Köpfe immer wieder ab, um Nahrung zu suchen. Zwei Fakten faszinieren mich an diesen großen Wasservögeln besonders. Erstens sind nicht alle Flamingos rosa. Die Jungvögel haben ein graues Gefieder. Erst durch die Ernährung mit planktonischen Algen, welche Carotinoide enthalten, können die Flamingos rosa Pigmente entwickeln, die in der Haut und im Gefieder eingelagert werden. Zweitens ist ihr Körperbau so entwickelt, dass sie beim Balancieren auf einem Bein kaum Muskelkraft benötigen und sich dabei ihr Schwerpunkt derartig verschiebt, dass selbst im Schlaf die nötige Stabilität gewährleistet ist. Genial, oder?!!! Ich kann gar nicht genug davon bekommen sie durch das Fernglas zu beobachten.
Majestätisch sehen auch die für die Region typischen weißen Camargue-Pferde aus, die wir direkt neben der Straße grasend antreffen. Dass es sich hier um freilaufende Wildpferde handeln soll, ist für mich nicht ganz glaubhaft. Kurz vorher haben wir auf einem Erlebnishof Halt gemacht, die Reitexkursionen auf den weißen Pferden angepriesen haben und nun erblicken wir diese schönen Tiere direkt neben einer Aussichtsplattform?! Auch der Zaun hinter dem Schilfstreifen lässt mich mehr an eine Art Koppel denken. Aber vielleicht irre ich mich auch und wir haben besonderes Glück und der Zaun dient nur dazu, neugierige Touristen davon abzuhalten in die flache Sumpflandschaft hinaus zu stapfen… Ob es wirklich noch Wildpferde irgendwo in den weiten unbegehbaren und für den Tourismus gesperrten Teilen der Camargue gibt, weiß ich nicht, aber ich gehe davon aus, dass ich sie hier wohl nicht zu Gesicht bekommen habe.
Ein weiteres Sinnbild für die Camargue sind die schwarzen Stiere, die für die provenzalischen Stierkämpfe gezüchtet werden. Auch sie entdecken wir auf der Fahrt durch den Naturpark, obwohl sie rasch wieder im dichten Gebüsch verschwinden. Ich frage mich, ob eines dieser Tiere schon an einem Corsa camarguenca (Stierkampf in Südfrankreich) teilgenommen hat. Im Gegensatz zu den spanischen Stierkämpfen geht es nämlich dabei nicht um das Töten, sondern darum, eine Trophäe von der Stirn und den Hörnern des Tieres herunterzuholen. Nach dem riskantem Spiel, das mittlerweile zu einer Berufssportart geworden ist, wird der Stier dann wieder auf seine Weide zurückgebracht.
All das und noch viel mehr entdecken wir auf unserer Fahrt durch die urwüchsigen Sümpfe und ich zwinge Harry ständig zu weiteren Stopps, um Vögel zu beobachten oder einfach die Landschaft zu fotografieren. Die Zeit vergeht wie im Fluge und so brauchen wir von der Stadt Arles bis zum Parkplatzinsgesamt 2,5 Stunden und nicht wie von Google berechnet 45 Minuten. Die letzten Kilometer gleichen einem kleinen Abenteuer, denn wir fahren auf einem schmalen Damm zwischen den Étangs, der teilweise nur Platz für ein Fahrzeug bietet. Ich frage mich mehrmals, ob wir nicht doch ein Fahrverbots-Schild übersehen haben, aber dann kommen wir doch am Parkplatz an. Mitten im Nirgendwo! Und hier ist jetzt endgültig Endstation. Zu Fuß oder mit dem Fahrrad geht es aber auch hier noch weiter, entweder zum Leuchtturm oder zum Strand Beauduc, der ein Paradies für Kitesurfer darstellt. Kein Wunder, der Wind weht uns selbst hier im Hinterland noch kräftig um die Ohren.
Unser ursprünglicher Plan war, an diesem abgeschiedenen Ort zu übernachten. Dieses Vorhaben verwerfen wir jedoch wieder, jetzt, da wir hier etwas Zeit verbracht haben. Einerseits gibt es keinerlei Schutz vor dem Mistralwind, der uns die trockene Erde in die Augen bläst. Andererseits werden die Stechmücken zunehmend aufdringlicher. Und dann ist da auch noch der Geruch. Der ist uns schon bei all den Zwischenstopps mehr oder weniger stark in die Nase gestiegen. Teilweise sehr intensiv und beißend, teilweise nur eine dezente Note im Wind, aber dennoch immer präsent. Die Faulgase der Sümpfe sind nicht unbedingt jedermanns Sache, meine jedenfalls nicht. Zumindest nicht für eine ganze Nacht. Und so dränge ich Harry zur Rückfahrt ohne ein genaues Ziel, denn Handyempfang gibt es hier keinen.
Zurück in der Zivilisation finde ich dann auf Park4Night einen anderen Stellplatz für uns. Am Étang d’Entressen stellen wir MoMo am späten Nachmittag direkt am Ufer ab und lassen den Abend gemütlich ausklingen, bis uns auch hier die Mücken überfallen. Es ist nicht der sauberste oder idyllischste Ort, aber die Nacht verläuft ruhig und wir können gestärkt den nächsten Tag beginnen.
Schweißtreibende Anfahrt
Unbedingt möchte ich eine dieser berühmten engen Felsbuchten des Nationalparks Calanques sehen, die sich an der 20 Kilometer langen Küstenlinie zwischen Marseille und Cassis befinden. Nur welche darf es sein? In der Tat gibt es nämlich 21 verschiedene und jede hat ihr eigenes Flair. Auf der Anfahrt widme ich mich dieser Frage eingehend und halte nur Inne, als wir quer durch die Millionenmetropole Marseille gelotst werden. So einen riesigen Hafen habe ich in meinem Leben noch nie gesehen. Selbst die monströsen Kreuzfahrtschiffe, wirken in diesem Ambiente nicht überdimensioniert. Und wieder einmal bin ich heilfroh, dass nicht ich hinterm Steuer sitze und uns auf die andere Seite der Stadt bringen muss.
Kaum aus dem Verkehrschaos raus, geht die Randzone der Stadt auch schon in Natur über und wir nehmen Kurs auf die Calanque de Morgiou, die ich schlussendlich ausgewählt habe. Am Parkplatz entdecken wir, dass derzeit sogar die Zufahrt zu dem kleinen Fischerort gestattet ist. Nach kurzer Überlegung beschließen wir, diese Gelegenheit zu nutzen und fahren fröhlich drauf los. Wir ahnen nicht, dass diese knapp vier Kilometer, die Schweißtreibensten des gesamten Roadtrips werden sollen. Die kleine Straße schlängelt sich zunächst idyllisch durch die felsige Landschaft steil nach oben und wir fahren durch wunderschöne Natur. Die Straße wird enger und noch enger und als wir schon denken, dass es gar nicht mehr schmäler geht, stehen nach der nächsten Kurve die Felsen und Bäume noch näher an der Straße. Die Äste der Sträucher schaben quietschend über MoMo’s Seitenwand und zwischen Außenspiegel und Felswand ist oft kaum noch Luft. An Gegenverkehr wage ich gar nicht erst zu denken. Kaum hofft man, dass das Schlimmste hinter einem liegt, kommt auch schon die nächste enorme Steigung mit engsten Kurven. Ich weiß nicht mehr, wie lange die Fahrt gedauert hat (gefühlt war es eine halbe Ewigkeit) bevor wir die ersten Häuschen des Dorfes zu Gesicht bekommen. Auch hier herrscht absolute Enge und die kleinen Gebäude drängen sich an die zu beiden Seiten steil aufragenden Felswände. Als wir in einer schmalen Parklücke endlich zum Stehen kommen, atmen wir beide hörbar aus, sehen uns an und lesen die selbe Frage im Gesicht des Anderen – „Wie kommen wir hier wohl wieder raus?“
Puh, wir brauchen etwas Zeit um das erstmal zu verdauen und unsere Umgebung wahr nehmen zu können. Wir sind also tatsächlich in einer dieser Calanques gelandet. Rund um uns nur felsige Steilwände übersät mit grünen Tupfen, Pflanzen die sich an das karge Leben am Fels angepasst haben. Die fjordähnliche Bucht erinnert mich ein bisschen an meine Norwegenreise vor vielen Jahren, nur dass sich hier das Meer in völlig anderen Farben präsentiert. Einladendes azurblaues, glasklares Wasser geht in tiefere, dunklere Bereiche über. Wir entschließen uns für eine kleine Wanderung entlang der linken Felswand. So können wir möglichst viel von der Gegend entdecken und auch einen Blick auf die nächste Calanque Sugiton werfen.
Sobald wir die langgezogene enge Bucht hinter uns gelassen haben, eröffnet sich ein unglaublicher Ausblick auf eine spektakuläre Küstenlinie und auf die in der Sonne glitzernde Weite des Mittelmeeres. Sugiton selbst ist eine deutlich kleiner Calanque, mit zwei kleinen Stränden und einem Felsen, der zu einem Sprung ins Meer einlädt. Das erste Mal auf unserer gesamten bisherigen Reise treibt uns die Sonne und der fehlende Wind den Schweiß auf die Stirn und wir verspüren das erste mal auf unserer Reise tatsächlich das Bedürfnis Schwimmen zu gehen. Kein Wunder bei diesem Anblick. Leider liegen die Badesachen im Auto und da die Franzosen Nacktbaden nicht gutheißen, entschließen wir uns, einfach im Schatten der Pinien die Aussicht zu genießen.
Rückblickend betrachtet war das eine gute Entscheidung, denn schon auf unserem Rückweg frischt der Wind merklich auf und Wolken verdunkeln den Himmel. Nun heißt es also die Rückfahrt antreten. Aufgrund des Wetterumschwungs verlassen viele der Besucher gleichzeitig die Bucht und wir hängen uns einfach an. Kurz gesagt: Die Rückfahrt war schlimmer als die Hinfahrt und dauerte tatsächlich eine Ewigkeit, da eine kleine Fahrzeugkolonne und Gegenverkehr mit diesen Straßenverhältnissen absolut nicht kompatibel sind!
Die Anspannung fällt wie ein Stein von uns ab, als wir MoMo unversehrt wieder auf eine normale Fahrbahn lenken. Falls wir jemals wieder hierher zurückkehren sollten, werden wir mit Begeisterung weit weg von den Calanques parken und die vermutlich schweißtreibende Wanderung zum Meer in vollen Zügen genießen. Auf dem Weg werden wir die traumhafte Landschaft des Nationalparks bewundern und uns fragen, warum wir „damals“ unbedingt mit unserem Campervan durchfahren wollten….
Nun lassen wir dieses Erlebnis hinter uns, nur die Regenwolken können wir einfach nicht abschütteln. Sie holen uns in Cassis ein und folgen uns auch auf dem Weg über die genial Panoramastraße Routes des Crètes bis hin nach La Ciotat. Dort verbringen wir eine ruhige aber regnerische Nacht auf dem kostenlosen Parkplatz am Friedhof und brechen früh auf, um etwas außerhalb der Stadt unser Frühstück zu genießen.
Strandfeeling
Wir lieben wilde, abgelegene Kiesstrände vor denen das Meer felsige Riffe bildet. Denn hier lässt es sich perfekt schnorcheln und die Unterwasserwelt beobachten. Südwestlich von Toulon entdecke ich auf Google Maps vier kleine aufeinander folgende Strände, die wie geschaffen für uns sind. Heute wollen wir nämlich einen Strandtag einlegen, auch wenn das Wetter nicht perfekt dafür ist. So navigiere ich Harry zum Parkplatz und wir packen dieses Mal all unser Bade- und Schnorchelzeug ein, auch wenn uns gerade noch nicht nach dem kühlen Nass zumute ist. Auf dem markierten Abstieg stoßen wir schon nach kurzer Zeit auf eine Infotafel, die wir mit unseren paar Brocken Französisch natürlich nicht entziffern können. Sieht hoch offiziell aus mit einem Wappen oder Siegel drauf und scheint irgendwie von einer Sperrung des Gebietes zu handeln. Unentschlossen stehen wir da und just in diesem Moment kommt eine Joggerin um die Kurve gebogen. Sie spricht uns an, erkennt dass wir nichts verstehen und schwenkt sofort auf perfektes Englisch um. Sie erklärt uns, dass die Strände vor längerer Zeit wegen Felsstürzen geschlossen wurden und seither der Zustieg nicht mehr in Schuss gehalten wird. Mit etwas Trittsicherheit und guten Schuhen sei der Weg dennoch leicht zu meistern. Die Strände sind es absolut wert hinunterzuklettern meint sie noch, als sie lächelnd und winkend weiter läuft.
Und sie hat verdammt recht damit! Die betonierte Treppe hat schon bessere Zeiten gesehen und im unteren Bereich ist sie völlig weggebrochen, aber der Abstieg ist trotzdem einfach machbar. Der Strand an dem wir landen, der Plage de Malpasset ist genau nach unserem Geschmack und keine Menschenseele da. Wir sind völlig alleine in dieser wildromantischen Landschaft und spazieren glücklich den dunklen Kiessand entlang. So gelangen wir teilweise über kleine Felsen kletternd auch zu den nächsten drei Stränden. Zu jedem von ihnen führt eine Treppe von oben herab, wie auch wir sie benutzt haben und alle sind im unteren Teil zerstört, manche mehr, manche weniger. Ganz vereinzelt treffen wir andere Menschen, und wie sich herausstellt sind wir heute, da wir Badesachen im Gepäck haben, an FKK Stränden gelandet. Mir ist aufgrund der vielen Wolken jedenfalls nicht danach, auch nur meine Weste abzulegen. So kremple ich die Hose hoch und halte nur die Füße ins Meer. Gar nicht mal so kalt, aber mit schnorcheln wird es wohl trotzdem nichts.
So begnüge ich mich damit die Tiere in den Gezeitentümpeln zu bestaunen, als die Ebbe einsetzt. Besonders die Seesterne ziehen mich in ihren Bann und ich beobachte sie während ihrer Wanderung über die Felsen. Zwei von ihnen befinden sich in sehr kleine Pfützen und ich befürchte, dass diese im Laufe der Zeit austrocknen. Daher lasse ich die Seesterne auf meine Hand klettern um sie nebenan in einer größeren Wasserfläche wieder abzusetzen. Das Gefühl, wie sie sich mit ihren hundert kleinen Säugnäpfen vorwärts tasten und auf meiner Haut festhalten, werde ich ewig in Erinnerung behalten. Ein richtiger „Travel to Find – Moment“. 🤩
Wir verbringen den ganzen Tag hier, bauen Steinmännchen, genießen die Ruhe und Abgeschiedenheit und lassen unsere Seele baumeln. Am späten Nachmittag verlassen wir dieses kleine Paradies wieder und kaum sind wir bei MoMo am Parkplatz angelangt, beginnt es zu regnen. Was für ein perfektes Timing! Wir sind vollkommen entspannt und glücklich. Zu diesem Zeitpunkt wissen wir dankenswerterweise noch nichts davon, dass dieser Strandtag unser letztes Highlight auf dieser Reise sein wird.
Abruptes Ende
Auf der Fahrt zu einem kostenlosen Parkplatz am Sandstrand in La Lavandou bemerken wir, dass MoMo bei bestimmten Geschwindigkeiten eine seltsames klopfendes Geräusch von sich gibt. Gut, dass ich einen gelernten Mechaniker an Bord habe. Nicht gut ist dessen nachdenklicher Blick… Auch eine Nacht darüber zu schlafen, hat keine Besserung verschafft. MoMo hat ein Problem. Harry kann es selbst noch nicht ganz zuordnen und ich würde es so und so nicht verstehen.
Eigentlich wollten wir uns auf den Weg zur Verdon-Schlucht machen, die Umstände haben uns aber jetzt nach Cavalaire-sur-Mer verschlagen. Es ist nicht einfach am Samstag Vormittag eine geöffnete Autowerkstatt zu finden und unmöglich, dass diese ein Fahrzeug ohne Termin begutachtet. Deshalb möchte Harry noch einige Kilometer fahren, um gewisse Dinge zu testen. So steuern wir an diesem Tag den Campingplatz La Vigneraie 1860 südlich von Saint-Tropez an. Und hier ist es dann beschlossene Sache – wir müssen unseren Roadtrip frühzeitig abbrechen. Harry ist zwar guter Dinge, dass MoMo den Weg nach Hause, immerhin noch 1.000 Kilometer schaffen kann, aber eine Weiterfahrt auf kurvenreichen Strecken ist keine gute Idee. Und tatsächlich, als wir am nächsten Tag auf die Autobahn auffahren, zeigt MoMo bei konstanter Geschwindigkeit auf gerader Strecke keinerlei Probleme. Nach anfänglicher Skepsis beruhigen sich auch meine Nerven langsam und ich realisiere erst an der Grenze zu Italien, dass nun tatsächlich das Ende unseres Roadtrips durch Frankreich gekommen ist. Eine wunderbare Reise liegt hinter uns und wir nehmen so viele unglaublich schöne Erinnerungen mit nach Hause, dass dieser abrupte Abbruch auch nicht weiter schlimm ist. Natürlich wollten wir noch gerne die Verdon-Schlucht erleben und die letzten Tage an der Côte d’Azur entspannen, aber wer weiß, vielleicht kommen wir ja wieder und können uns dann mehr Zeit für diese traumhaft schöne und abwechslungsreiche Region nehmen. Au revoir Frankreich. Au plaisir!
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